Auf meiner Recherchetour rund um die wertschätzende Unternehmenskultur, in der Kreativität möglich ist, bin ich Erwin Ballis begegnet. Erwin Ballis ist Geschäftsführer der Maschinenringe Deutschland GmbH.

 

Herr Ballis, als ich vor kurzem mit Daniela Heggmaier über Unternehmen mit einer wertschätzenden Unternehmenskultur gesprochen habe, nannte sie spontan Erwin Ballis und die Maschinenringe. Jetzt bin ich neugierig.  Ich habe Ihnen ganz unterschiedliche Fotos mitgebracht. Welche Bilder stehen für Ihre Unternehmenskultur?

 

Erwin Ballis:

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„Ich habe bei diesem Bild Liebe gespürt. Wir sind an einem Relaunch von unseren Werten dran. Und ich habe einen ganz provokanten Vorschlag gemacht und gesagt: Eigentlich sagt Liebe doch alles aus. Alle konnten da noch nicht mitgehen. Aber für mich ist das der Überbegriff unserer Werte.

Das Bild der Männer im Wasser (Beitragsbild) steht für Spass haben, miteinander Spass haben. Das gehört mit dazu, trotz allen Arbeitens. Wir verbringen ganz viel Zeit in der Arbeit und dann soll es auch Spaß machen.

 

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Und das habe ich ausgesucht, weil es für mich steht für: Miteinander etwas erreichen wollen, miteinander den nächsten Gipfel zu besteigen und sich gegenseitig zu sichern und wenn man auf dem nächsten Berg steht, dann sieht man meistens sogar ganz andere Berge, an die man noch gar nicht gedacht hat, dass die auch noch da sein können.  Und das ist auch so ein Punkt: Welchen nächsten Berg wollen wir besteigen und wie machen wir das? Und was reizt uns dabei!“

 

Was ist an der Kultur der Maschinenringe so besonders?

Erwin Ballis: „Wenn man unsere Mitarbeiter fragt, dann sind zwei Themen herausragend: 1. Alle werden gleichbehandelt und 2. Wir verstehen es zu feiern.
In beiden Themen haben wir 100 % bei Great Place to Work erzielt, alle Fragen der Mitarbeiterbefragung von Great Place to Work zusammengenommen, haben wir 93 % erreicht. Das ist ein sehr gutes Ergebnis. Wir waren nicht die Sieger, aber schon ganz gut platziert.

Und diese beiden Punkte, Gleichbehandlung aller und auch das Feiern ist uns sehr wichtig. Wer viel arbeitet und leistet, muss auch feiern.

Sie haben ja gesehen, auf dem Weg hierher, gestern war mal wieder Party angesagt. Die jungen Menschen, die uns entgegengekommen sind, haben gerade den Partyraum, das war in diesem Fall das Besprechungszimmer nebenan, wieder aufgeräumt.

Aber wir feiern auch Feste mit unseren Kunden. Von dem Tag im Legoland habe ich Ihnen ja schon erzählt. Im ersten Jahr hatten wir 7500 Gäste im zweiten waren es 10800 Menschen. Das ist für die Familien. Und für die Erwachsenen kamen wir eines Tages auf die Idee: Wir wollen den Schottenhammel auf dem Oktoberfest, den ganzen Schottenhammel nur für uns. Das war noch so ein „Es geht nicht“-Projekt, das wir trotzdem umgesetzt haben. Wir haben einfach gefragt und gemeinsam mit Herrn Schottenhammel eine Lösung gefunden. Inzwischen haben wir nicht nur ein Fest, sondern einen ganzen Bauerntag auf dem Oktoberfest.“

In unregelmäßigen Abständen führe ich Gespräche mit interessanten Menschen, die einen Beitrag rund um das Thema wertschätzende Unternehmenskultur leisten können. Hast du Interesse, darüber informiert zu werden, sobald ein neues Interview oder spannender Beitrag zu diesem Themenbereich veröffentlicht wird?

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Also Sie behandeln alle gleich, arbeiten und feiern gerne. Und ich habe den Eindruck gewonnen, dass hier alle an einem Strang ziehen.

Erwin Ballis: „Ja, wir unterstützen uns gegenseitig. In unserem Leitbild haben wir u.a. geschrieben: Wir freuen uns mit dem Team über Erfolge und tragen gemeinsam Niederlagen. Und das leben wir auch. Dazu gehört auch ein unterstützender Umgang mit Fehlern. Wir betrachten Fehler als Erfahrungsschatz, der uns hilft zu lernen und besser zu werden. Zugegeben, wir wurden hier auch schon herausgefordert. Ein Auszubildender hat einmal einen Fehler gemacht, der hätte sehr teuer werden können. Und dann ist die Herausforderung, wie geht man jetzt damit um? Wie schafft man es, ihn nicht fertig zu machen und die Kuh vom Eis zu bekommen. Wir haben es geschafft und dieser Mitarbeiter ist heute noch bei uns.

Dieser gute Umgang mit Fehlern ist eine wichtige Voraussetzung für Unternehmertum. Zum Leidwesen unserer Wirtschaftsprüfer haben wir keine finanziellen Limits für Entscheidungen. Jeder der denkt: „Das ist die richtige Entscheidung.“, die kann er dann auch treffen. Das stärkt Mitarbeiter in Verhandlungen ungemein. Wenn ich mich wohl fühle, dann entscheide ich auch. Damit sind wir schnell und flexibel. Und wenn sich ein Mitarbeiter nicht wohl fühlt, dann sprechen wir darüber und finden gemeinsam eine Lösung. Diese Entscheidungsfreiheit basiert auf Vertrauen, das wir jedem Mitarbeiter entgegenbringen.

Es gibt da zwei wichtige Prinzipien:

Vertrauen: Wir schenken jedem Mitarbeiter Vertrauen. Das sollte aber auch nicht ausgenutzt werden. Also z.B. Wenn einer einen Fehler macht, dann sollte er nicht versuchen, den zu vertuschen. Besser ist es zu sagen: Mir ist da etwas passiert. Ich brauche Hilfe. Aber vertuschen oder anderen in die Schuhe schieben, das kommt bei uns nicht gut an. O.k. manche müssen das erst lernen. Jeder bekommt eine 2. Chance, aber dann ist Schluss mit lustig.

Das andere Prinzip ist Leistung. Wir lieben es, auch mal viel zu arbeiten. Das ist wie bei einem Muskel, wenn der nicht immer wieder gefordert wird, verkümmert er. Die Entspannung können wir auch, das ist das Feiern. Wenn etwas zu tun ist, muss man mit angreifen. Da sind wir wieder bei der gegenseitigen Unterstützung.

Wir haben vor einigen Jahren ein Leitbild erarbeitet, in dem wir all diese Themen, die uns wichtig sind, beschrieben haben.

 

Nun haben viele Unternehmen ein Leitbild, das häufig einfach nur im Schrank steht. Wie schaffen Sie es, dass dieses Leitbild wirklich gelebt wird?

Erwin Ballis: „Dafür haben wir ein Benchmark gesucht: Wir wollen Service Excellence. Also haben wir uns gefragt. Wer beherrscht hervorragenden Service? Service wird in den Top Hotels groß geschrieben. Also haben wir geschaut, was machen diese Hotels, um permanent den Service auf einem Top Niveau zu halten. Das Geheimnis ist: Sie sprechen täglich über Service und die Verbesserung des Service. So werden alle Aspekte des Service behandelt und verinnerlicht.

Diese Idee haben wir aufgegriffen. Wir haben jede Woche ein Motto, das einen Aspekt unseres Leitbildes beleuchtet. In den Abteilungen wird dieses Motto dann besprochen. Wir fragen uns: Was bedeutet das für unseren Service? Oft verbinden wir dieses Motto, dann noch mit einem Zitat. Zum Beispiel ist das Wochenmotto für diese Woche: Wer nicht neugierig ist, erfährt nichts (Johann Wolfgang von Goethe).

Vor drei Jahren haben wir in unsere Vision geschrieben, dass wir den besten Service für Landwirte liefern wollen. In der Zwischenzeit gab es eine DLG Messung im Bereich Handel und Dienstleistung und wir haben den 1. Platz belegt. Aber unsere Vision bleibt, da gibt es noch viel Luft nach oben.“

Vielen Dank, lieber Herr Ballis

 

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Erwin Ballis ist Geschäftsführer die Maschinenringe Deutschland GmbH. Im April 2016 wurde sein Wirkungskreis vergrößert. Er ist jetzt auch als Geschäftsführer des Bundesverbandes der Maschinenringe e.V. tätig. In dieser Position verantwortet Erwin Ballis die Zusammenarbeit mit den Landesverbänden und die strategische Entwicklung der Organisation.

 

 

 

 

 

 

 

PS: Bei unseren Gespräch war Luisa Heidler, eine junge Auszubildende anwesend. Sie hat ebenfalls drei Bilder ausgewählt:

Luisa Heidler: „Ich habe diese Bilder ausgewählt:

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Wir sind hier in der Firma eine große Gemeinschaft, also es will jeder dazu gehören. Wir fühlen uns alle hier wohl. Wir unterstützen uns alle gegenseitig.

 

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Das ist der Bezug zur Landwirtschaft, weil wir versuchen den Landwirten zu helfen.

 

Und das dritte Bild sind zwei Fallschirmspringer: Wenn man zusammen ist, wenn man sich unterstützt, dann kann man auch mal ein Risiko wagen. Man springt ins Leere, man geht etwas ein, und am Ende wird es dann echt gut. Und das funktioniert echt gut hier in der Firma.“

Vielen Dank, liebe Luisa!

 

 

Liebe Leser,

Wie stellen Sie sicher, dass das Leitbild auch gelebt wird?

 

Sehen Sie auch den ersten Teil unseres Gespräches: Chancen sehen und nutzen – Interview mit Erwin Ballis