Auf meiner Recherchetour rund um die kreative Unternehmenskultur bin ich Ilona Libal begegnet. Ilona arbeitet im Bereich IT für ein großes deutsches Industrieunternehmen. Sie will eine Arbeitsatmosphäre schaffen, in der Mitarbeiter glücklich sind und ihr Potenzial entfalten können – und das nicht nur in ihrem direkten Umfeld, sondern unternehmensweit. Und ihr erster Schritt war, die richtigen Menschen zusammenzubringen. Die Methode, die sie für dieses Anliegen gefunden hat, nennt sich Working Out Loud von John Stepper. Das Thema hat mich neugierig gemacht.

 

Ilona, was ist eigentlich Working Out Loud?

Ilona Libal: „’Working Out Loud’ heißt ja wörtlich übersetzt laut arbeiten. Es ist eine Methode verbunden mit einer offenen Denkweise. John Stepper gibt dir in seinem Buch Anleitungen an die Hand, mit denen du die Methode praktizieren und zu erstaunlichen Ergebnissen kommen kannst. Er definiert fünf Elemente, die dabei notwendig sind:
1. mach deine Arbeit sichtbar,
2. sei großzügig,
3. sei offen,
4. bilde Netzwerke und
5. entdecke zielgerichtet.

Indem du dich an die Anleitung hältst, tut sich plötzlich etwas in deinem Leben. Wenn du jetzt noch den Sinn in deiner Arbeit viel stärker fühlst und glücklicher bist, hat er sein Ziel erreicht. Kling doch toll, oder?“

 

Ja, das klingt spannend. Und was passiert da im Detail? Was steht in den Anleitungen?

Ilona Libal: „Die Idee hinter dem Buch ist, dass kleine Gruppen (maximal 5 Personen) an ihren individuellen Zielen arbeiten. Eine Gruppe nennt er einen Circle.“

 

Also 5 Menschen kommen mit ganz unterschiedlichen Zielen zusammen?

Ilona Libal: „Ja! Die Gruppe (Circle) trifft sich 12 Wochen lang, eine Stunde pro Woche, um an den Zielen zu arbeiten. Beim ersten Treffen werden die Ziele definiert, d.h. jeder kann erst einmal neugierig in die Gruppe kommen. Du suchst dir ein für dich interessantes Ziel und dann wirst du aufgefordert, 10 Personen auf eine Liste zu schreiben, die dir bei der Erreichung deines Ziels helfen können.

Gleichzeitig wirst du immer wieder entlang der 12 Wochen aufgefordert, den Personen auf deiner Liste großzügig etwas zu geben.“

 

Welche Ziele eignen sich für die Arbeit in diesen Gruppen?

Ilona Libal: „Es kann alles sein. John empfiehlt ein Thema, bei dem du etwas erforschst und lernst. Da der Circle nur 12 Wochen läuft, sollte es eher ein kleines Ziel sein. Ganz oft sind es Themen, wo Du einfach nur etwas lernen oder erfahren willst. Zum Beispiel: Du möchtest mehr über eine bestimmte Abteilung wissen, du willst Deine Präsentationsfähigkeiten verbessern oder du willst einen Prozess besser verstehen. Eine Möglichkeit ist auch: Du hast dich gerade, durch den komplizierten Firmen-Einkaufsprozess gekämpft und weißt jetzt ganz genau, wie du es schaffst, ein transportables Whiteboard zu bestellen. Dieses Wissen willst du jetzt anderen Kollegen zur Verfügung stellen. “

 

Wie bist du auf diese Idee gekommen?

Ilona Libal: „Ich wollte, dass sich zwei Kollegen unbedingt treffen. Der Eine kreativ und witzig, der Andere wollte Veränderungen anregen. Also habe ich ein Mittagessen zu Dritt arrangiert: Querdenker trifft Kreativität und Veränderung. Und an diesem Tag, 12.Uhr mittags wurde unsere Working Out Loud Gruppe nach dem gleichnamigen Buch von John Stepper gegründet. Wir drei haben die Gruppe ins Leben gerufen, weil wir in unserem Umfeld etwas verändern wollen. Unsere Idee ist wirklich, glückliche und zufriedene Menschen bei der Arbeit im Büro anzutreffen.“

 

Wow, sehr ambitioniert!

Ilona Libal: „Ja vielleicht auch ein bisschen naiv. Und doch – vielleicht machbar!“

 

Und wie ging es nach diesem Gründungstreffen weiter? Habt ihr noch andere gefunden, die mitmachen wollen?

Ilona Libal: „Das kann man wohl sagen! John Stepper hat hier in München vor 175 Mitarbeitern einen Vortrag gehalten. Alle waren beeindruckt von der Methode und den Erfolgsgeschichten, von denen John Stepper erzählte. Danach, obwohl in Englisch, gab es so viel Fragen, dass wir leider zu später Stunde die Fragerunde stoppen und die Antworten dann später online nachreichen mussten. Nach dem Vortrag haben sich spontan vier weitere Circle gebildet, die jetzt loslaufen…“

 

Es sieht so aus, als hättet ihr da eine Bewegung gestartet!

Ilona Libal: „Ja, und ich glaube, wer einmal diese neue Arbeitswelt kennengelernt hat, will nicht mehr zurück. Da ist es egal, ob dies mit agiler Vorgehensweise, Design Thinking, dienender Führung oder einfach nur mehr Wertschätzung einhergeht. So ein schönes Ergebnis habe ich jedenfalls nicht so schnell erwartet.“

 

Vielen Dank, liebe Ilona!

 

 

IlonaLederjacke_toll_groß

 

Ilona Libal ist Diplom-Informatiker und  IT Projektleiter aus Leidenschaft. Nach mehr als zehn Jahren in einem internationalen Versicherungskonzern entschloss sie sich, ihren Mann für drei Jahre in die arabische Welt zu begleiten. Zurück und mit vielen neuen Erfahrungen, geprägt durch den arabischen Frühling, startete sie noch mal in der Automobilbranche ganz neu durch. Sie liebt und lebt eine Projektatmosphäre auf Augenhöhe. Sie ist überzeugt: Nur so können wir der Komplexität der neuen digitalen Welt erfolgreich begegnen.

Nebenberuflich arrangiert sich Ilona Libal als Mentorin bei Network Women Grünwald e.V. und unterstützt Frauen beim Wiedereinstieg ins Berufsleben.

Save

Save

Save

Save

Save