Auf meiner Recherchetour rund um eine wertschätzende Unternehmenskultur bin ich Marcus König begegnet. Marcus König ist Strategie- und Umsetzungsbegleiter, Coach und Partner für Unternehmer und setzt dabei auf zufriedene, motivierte und engagierte Menschen. Er sagt, dass sich durch die Digitalisierung die Arbeitswelt stark verändern wird und Führung und Organisation mit ganz neuen Herausforderungen konfrontiert werden.
Lieber Herr König, inwieweit wird die Digitalisierung Führung verändern?
Marcus König: „Es ändert sich unendlich viel. Z.B. haben Unternehmen in der Vergangenheit, die Chance gehabt, aktiv ihr Image nach außen darzustellen, über Broschüren, Messeauftritte, Homepage-Gestaltung. Heute gibt es aber Bewertungsportale, wie z.B. Kununu. Als Unternehmen habe ich keine Chance dort einzugreifen. Ich muss es geschehen lassen. Dort bewerten mich Menschen anonym oder mit vollem Namen. Und wenn mich viele Mitarbeiter schlecht bewerten, dann habe ich das hinzunehmen. Das ist wie bei Hotelbewertungen, Medizinerbewertungen und was auch immer man heutzutage bewerten kann. Wenn da positive Bewertungen stehen, dann bekomme ich viele Bewerbungen von motivierten Menschen. Finden sich überwiegend negative Bewertungen, dann gibt es Bewerber, die sich auch danach richten und keine Bewerbung abschicken.
Im ersten Schritt wird dem Unternehmer das Handeln aus der Hand genommen. Im zweiten Schritt haben sie natürlich das Heft des Handelns trotzdem in der Hand. Und da kommt die Unternehmenskultur ins Spiel. Wenn sie eine positive Unternehmenskultur unterstützen und prägen, dann fördern sie positive Bewertungen. Aber dieser Zusammenhang ist vielen noch nicht bewusst.“
In unregelmäßigen Abständen führe ich Gespräche mit interessanten Menschen, die einen Beitrag rund um das Thema wertschätzende Unternehmenskultur leisten können. Hast du Interesse, darüber informiert zu werden, sobald ein neues Interview oder spannender Beitrag zu diesem Themenbereich veröffentlicht wird?
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Wird das Teil Ihres Leadership-Forum Anfang April?
Marcus König: „Ein wesentlicher Block wird sein: Wie Social Media das Recruiting verändert. Wir haben uns von der Uni Bamberg einen Gastreferenten eingeladen, er sich mit diesem Thema schon über mehrere Jahre wissenschaftlich beschäftigt. Er wird sicherlich für das eine oder andere AHA-Erlebnis sorgen.“
Wer sind die Gäste?
Marcus König: „Teilnehmer sind die Geschäftsführer, CEO oder CFO, die solche Veränderungen initiieren und bewirken können. Es melden sich auch die jeweiligen HR-Verantwortlichen an. Gerade im HR wird es viele Veränderungen geben. HR bedeutet heute ja Human Resources und das wird sich eher in Richtung Human Relationship entwickeln. Und darunter fällt dann insbesondere auch: Wie werden wir als Arbeitgeber wahrgenommen? Wie arbeiten wir zusammen? Welche Kultur pflegen wir? Was sind unsere Werte? Nach welchen Prinzipien gehen wir vor? Wieviel Vertrauen geben wir unseren Mitarbeitern? Wieviel Kontrolle erlauben wir noch und wollen wir noch?
Wir sehen, dass Digitalisierung bisher überwiegend aus der technischen Ecke diskutiert wird. Oder aus dem Horrorszenario heraus: Es fallen soundso viele Arbeitsplätze weg.
Was sich aber dramatisch verändern wird, ist die Zusammenarbeit von Menschen. Und diese Veränderung müssen möglichst selbst aktiv vorantreiben, um nicht irgendwann die Entwicklung verschlafen zu haben.“
Bitte wählen Sie drei Bilder aus, die für Sie die Arbeitswelt der Zukunft symbolisieren.
Marcus König:
„Ich habe dieses Bild hier von einer Stadt genommen mit vielen Menschen auf der Straße. Ich glaube, dass sich die Arbeit in der Bürowelt so verändern wird, dass es die großen Bürogebäude in bester Lage mit großen Parkhäusern daneben nicht mehr notwendigerweise geben wird. Es wird weiterhin noch ein paar Bürogebäude mit Räumen geben, die ich mir dann für bestimmte Zwecke anmieten kann. Aber dass ich permanent jeden Morgen, 5 Tage die Woche in ein festes Büro fahre, um mich mit anderen in einen Raum zu setzen und jeder geht seiner Arbeit nach, das wird es zukünftig nicht mehr geben. Davon bin ich felsenfest überzeugt.
Das zweite Bild ist Rafting, ein Schlauchboot mit 8 Menschen. Da kommt es wahnsinnig auf Zusammenarbeit an. Da kommt es unglaublich auf Synchronisation an. Es ist notwendig, dass derjenige, der die Führung übernimmt, das Können dazu hat. Da wechselt der Führungsstil permanent. In einer Krisensituation ist das ein sehr patriarchisch fast schon diktatorischer Führungsstil, der wiederum in ruhigeren Gewässern sehr entspannt, sehr relaxt, sehr alle mit einbeziehend ist. Es gibt keine Hierarchie – außer in der Krisensituation. Es kommt nie vor, dass sich jemand sich nur in das Boot setzt und sagt: „So ich bin da, ihr könnt jetzt losrudern.“ Jeder hat ein Paddel in der Hand. Jeder hat seine Aufgaben. Jeder unterstützt und gibt sein Bestes. Alle sind dafür verantwortlich, dass dieses Boot mit allen Personen, die eingestiegen sind, heil am Ziel ankommt und alle wieder gesund und munter aussteigen.
Das eine sehr gute Metapher für Zusammenarbeit. Es kommt sehr auf das Können an. Das theoretische Wissen, wie man sich in den verschiedenen Engen bewegen muss, das ist wichtig. Wenn man es aber nicht umsetzen kann, nützt einem das ganze theoretische Wissen nichts. Und das wird in der Digitalisierung auch der Fall sein. Man kann nicht alle Themen selbst beherrschen. Wir müssen ein Können entwickeln, Dinge zu beurteilen. Erfahrung hat da einen immens großen Wert, der sich in der fortschreitenden Digitalisierung ganz besonders zeigen wird.
Auch wenn das dritte Bild aus dem Jugendbereich ist, will ich doch auf den Profifußball eingehen. Im Profifußball gibt es Mannschaften immer nur auf Zeit. Sie verändern sich permanent. Die große Kunst ist es, diese Veränderung der Mannschaft jedes Jahr aufs Neue zu gestalten, um die Ziele, die man sich gesteckt hat, zu erreichen.
Der zweite Aspekt ist, dass bei diesem Leistungssport sehr ungeplant und sehr ungewiss plötzliche Veränderungen passieren. Das sind z.B. Verletzungen oder Fehleinschätzungen des Gegners. Und darauf zu reagieren, die richtigen Aus- und Einwechslungen vorzunehmen, die Vorbereitung richtig zu machen, die Nachbereitung, die schon wieder die Vorbereitung für das nächste Spiel ist … das sind alles Themen, die eigentlich schon immer wünschenswert waren. Aber jetzt werden diese Themen noch viel stärker als Führungsaufgabe auf uns zukommen, weil wir uns zu anderen Lebensmodellen hin entwickeln, die vielfältig sind. Der Wechsel von dem einen Unternehmen, der einen Aufgabe in ein anderes Unternehmen, einen anderen Verantwortungsbereich, mal eine Auszeit, mal selbständig, mal wieder angestellt, wechselnden Veränderungen, die wahrscheinlich an der Tagesordnung sein werden.
Auf unserem Leadership-Forum werden wir auf solche Themen eingehen. Wir werden in Zukunft über Projektteams reden, die sich vielleicht noch nie gesehen haben. Wir werden darüber reden, dass Führung und Führungskraft voneinander getrennt wird. Führung wird nicht mehr per Legitimation übernommen, sondern situativ in einer Situation von einem Menschen, der genügend Wissen und Können hat, um jetzt partiell die Führung zu übernehmen. Er setzt sich vorübergehend den Hut auf und wenn die Aufgabe gelöst ist, legt er den Hut wieder ab.
Wir diskutieren die Informationsgeschwindigkeit und wie wir mit dieser immensen Geschwindigkeit umgehen. Wie gehen wir damit um, dass sich über solche Medien wie WhatsApp Dinge verbreiten, die wir gar nicht in der Hand haben.
Wie arbeiten Teams zukünftig zusammen, auch über Generationen hinweg. Wenn der eine Projektmitarbeiter auf Hawaii sitzt und sieht gerade die Mörderwelle kommt, klappt das Laptop zu und surft erst einmal. Abends setzt er sich dann wieder an den Rechner und macht weiter. Und in Nürnberg sind drei Projektmitarbeiter, die es gewohnt sind, morgens um acht in die Firma zu fahren, um dort bis 17 Uhr zu arbeiten. Wie bekommen wir das vereint? Was mache ich mit Arbeitsschutzgesetzen und Datensicherheit bei all den unterschiedlichen Arbeitszeiten und -orten?
Das sind alles Themen, wo die Digitalisierung nicht per se Führung verändert, aber durch die Digitalisierung einfach neue Herausforderungen auf Führung und Organisation zukommen.“
Das wird sicher eine spannende Veranstaltung. Vielleicht können wir im Anschluss daran unser Gespräch fortsetzen.
Erst einmal vielen Dank, lieber Herr König.
Marcus König begleitet als facettenreicher Berater und Coach Unternehmen in Veränderungsprozessen. Mehr als 25 Jahre Erfahrung in verschiedenen Managementpositionen an unterschiedlichen Standorten, in verschiedenen Ländern mit wechselnden Aufgaben und Verantwortungen hat vor allem seinen Umgang mit Menschen geprägt. Aus diesem Grund betrachtet er Prozesse immer an der Schnittstelle Mensch/Business, d.h. der Mensch wird in den Mittelpunkt des geschäftlichen Handelns gerückt. Seine Überzeugung: „Die besten Prozesse und Produkte funktionieren am besten mit zufriedenen, motivierten und engagierten Menschen.“
Vom 2. bis 4. April 2017 findet sein Leadership-Forum zum Thema: „Führung in digitalen Zeiten“ statt.
Wie bereiten Sie sich auf die Digitalisierung vor?
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