einen sensationellen Geschmack zaubern kann und was man daraus für CHANGE-Prozesse lernen kann.
Ich backe Brot – schon seit vielen Jahren. Angefangen habe ich, weil ich den Duft von frisch gebackenem Brot liebe. Und natürlich nicht nur den Duft sondern auch den Geschmack. Wenn das Brot aus dem Ofen kommt, kann ich es kaum abwarten, bis ich endlich die erste Scheibe Brot abschneiden und mit Butter und vielleicht noch frischen Kräutern essen kann. Mmmmhhhhh, lecker. Ich liebe es!
Wie du schon aus dem Titel erkennst, verwende ich nur vier Zutaten:
Mehl – Wasser – Salz – Zeit
Mehr braucht es nicht, um einen sensationellen Geschmack zu zaubern. Das kannst du noch verfeinern mit Gewürzen. Das muss aber nicht sein. Es schmeckt bereits mit diesen vier Zutaten. Jede ist wichtig.
und so geht es:
Zuerst geht es an den Sauerteig. Selbst Sauerteig ist nichts anderes als Mehl, Wasser und Zeit – also drei Zutaten. Das Salz kommt erst später ins Spiel. Vielleicht müsste ich die Bakterien als weitere Zutat nennen. Sie machen die Arbeit, um aus Mehl und Wasser einen Sauerteig zu erzeugen. Sie brauchen ungefähr drei Tage dafür. Wenn du schon mal einen Sauerteig hast, kannst du ihn trocknen oder einfrieren und dann beim nächsten Mal wieder verwenden. Die Bakterien legen sich im Trockenzustand oder im Gefrierschrank schlafen.
Wenn du diesen Sauerteig wieder aufweckst, füttere ihn gleich mit einem stark gehäuften Esslöffel Mehl und handwarmem Wasser. Wenn die Bakterien aufwachen, haben sie Hunger. Du erkennst es an den Luftbläschen, ob der Sauerteig weiterarbeitet. Dieses Füttern machst du an drei aufeinander folgenden Tagen. Dann ist die Zeit reif für einen Vorteig. Gib die Hälfte des Mehls dazu und lauwarmes Wasser. Gut mischen – ich nehme dafür immer die Hände. Mit den Händen spüre ich, ob der Teig eine gute Konsistenz hat. Wobei das beim Vorteig noch gar nicht so wichtig ist. Er sollte nicht zu fest sein, denn die Bakterien arbeiten sich jetzt über Nacht durch eine große Menge Mehl.
Du weißt ja sicher, dass wir in einer Symbiose mit Bakterien leben. Wir haben in unserem Körper mehr Bakterien als Körperzellen. Sie helfen uns beim Verdauen und produzieren nebenbei wichtige Vitamine. Das machen sie auch außerhalb unseres Körpers, wenn sie sich durch das Mehl arbeiten. Es wird dadurch viel bekömmlicher.
Am nächsten Tag nehme ich mir erst einmal einen Teelöffel vom Vorteig ab und stelle ihn in den Kühlschrank. Das ist der Starter für den nächsten Sauerteig. Dann gebe ich die gleiche Menge Mehl dazu wie am Vorabend und wieder lauwarmes Wasser. Und jetzt kommt erst das Salz in den Teig. Gut durchkneten und wieder stehen lassen.
Ich bin ganz entspannt, wenn ich keine Zeit habe, noch etwas erledigen will, dann wartet der Teig eben etwas länger. Es tut ihm gut! Dann forme ich einen Laib und gebe ihn in den Brotkorb. Dort darf der Teig nochmal ca eine Stunde ruhen. Wenn es länger wird, auch kein Problem. Zunächst heize ich den Ofen auf maximale Hitze. Wenn der Ofen heiß ist, 10 Minuten backen und anschließend die Hitze auf 180 Grad reduzieren und weitere 50 Minuten backen.
Meine Erkenntnis aus dem Backen: Zeit ist eine wichtige Zutat!
Zeit ist eine wichtige Zutat!
Meine Erkenntnis aus dem Backen: Zeit ist eine wichtige Zutat!
Wie ist das im „richtigen“ Leben? Ich habe festgestellt, dass es in vielen Bereichen zutrifft und doch so gerne missachtet wird. Nehmen wir das Beispiel Change-Prozesse, in denen viele Unternehmen stecken. Oft höre ich ein Stöhnen: Wir sind schon so lange im Change! Hört denn das nie auf? Letzteres kann ich mit einem klaren Nein beantworten. Change hört nie auf. Jeder neue Mitwirkende verändert das System Unternehmen. Auf einen bestimmten Change-Prozess bezogen, war für mich das Gespräch mit Klaus Kobjoll interessant. Er sagte: „Ich muss es aus der Kopfebene in die Herzensebene bringen. Das heißt, ich muss es leben. Es hat ungefähr 5 Jahre gedauert, bis ich gespürt habe: Jetzt fängt es an. Jetzt erwacht es zum Leben und kommt zum Schwingen.“ 5 Jahre in einem Unternehmen mit 70 Mitarbeitern. Du kannst dir vorstellen, dass es bei größeren Unternehmen länger dauert bzw. nie aufhört.
Das ist auch einfach nachvollziehbar. Stell dir nur mal vor, du willst in deinem Leben etwas ändern. Du willst dir das Rauchen abgewohnen, mehr Sport treiben, dir das kleine Wörtchen „muss“ abgewöhnen, oder was auch immer. Nimm dir etwas, das du ändern willst, und nur schwer schaffst und dann multipliziere diese Anstrengung mit der Anzahl der Mitarbeiter 😉 Nein ganz so schlimm ist es nicht. Wenn Menschen Erleichterungen spüren, wenn sie merken, dass ihre Bedürfnisse mit dem Neuen befriedigt werden, dann geht es schneller.
Oder nehmen wir das Thema: Lernen. Ich will etwas neues lernen, z.B. tanzen. Am Anfang brauche ich für jeden kleinen Schritt vielleicht eine gefühlte Ewigkeit. Wenn es dann in Fleisch und Blut übergegangen ist, kann ich mich nicht einmal mehr daran erinnern, wie schwer die ersten Schritte waren. Insofern ist es hilfreich, immer wieder etwas Neues zu lernen. Das hilft, Verständnis zu zeigen, wenn ein anderer nicht so schnell und geschickt und elegant ist, wie du es bereits in deinem Fachgebiet bist.
In meinem Kurs über FRIEDvollen KLARtext, der auf dem Konzept der gewaltfreien Kommunikation beruht, haben wir eine Stunde an einem Fallbeispiel gearbeitet und versucht eine gute Formulierung zu finden. Wenn du gerade damit beginnst, dann stöhnst du vielleicht bei so einer Stunde. Wenn du durchhältst und weiter übst, brauchst du für das gleiche Fallbeispiel vielleicht nur noch eine Minute oder ein durchatmen.
Wann hast du zum letzten Mal etwas völlig Neues gelernt?
Wie ist es dir dabei gegangen?
Wie viel Zeit hat es dich am Anfang gekostet?
Wie schnell ging es mit mehr und mehr Übung?
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