70 % im Flow – eine wunderschöne Vorstellung!

Wie schafft man es, dass die Mitarbeiter in einem Unternehmen in den Flow kommen?

 

Ich war vor kurzem auf einem tollen Vortrag von Dr. Pero Mićić, einem Zukunftsmanager. Er sagte über seine Firma: „Meine Mitarbeiter sind zu 70 % im Flow! D.h. sie lieben ihre Arbeit. Und wenn sie nicht auf 70 % kommen, wenn ihnen die Arbeit nicht so viel Freude macht, dass sie das Gefühl haben, zum größten Teil der Zeit im Flow zu sein, dann müssen wir darüber reden und nach einer Lösung suchen. Dann wird die Aufgabenstellung nach den Stärken und Vorlieben des Mitarbeiters umgestellt.“

 

70 % im Flow! Das ist eine wunderbare Vorstellung. Ein Traum. Und diesen Traum wünsche ich jedem.

 

Stellen Sie sich vor, welche Atmosphäre in einem Unternehmen mit dieser Begeisterung der Mitarbeiter für die eigene Arbeit herrscht. Das ist anregend, elektrisierend. Probleme werden gelöst, weil jeder Lust hat, sie zu lösen. Einfach genial.

 

Aber was ist überhaupt Flow?

Wie sollen wir uns das vorstellen?

Wie kann das möglich sein?

 

 

Was ist Flow?

 

In Wikipedia finden wir folgende Definition:

„Flow bezeichnet das als beglückend erlebte Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit, die wie von selbst vor sich geht. …Der Flow-Zugang und das Flow-Erleben sind individuell unterschiedlich.

Der Psychologe Siegbert A. Warwitz hat sich empirisch mit dem Phänomen des Flow-Erlebens in verschiedenen Altersstufen, bei unterschiedlichen Menschengruppen, bei unterschiedlichen Tätigkeiten und unterschiedlichen Beanspruchungsgraden auseinandergesetzt. Dabei kam er zu dem Ergebnis: Das „Urbild des Menschen im Flow ist das spielende Kind, das sich im glückseligen Zustand des Bei-sich-Seins befindet“.

Das in seinem Spiel voll aufgehende Kind spielt nicht nur Robinson, sondern es ist Robinson. Das heißt, dass es sich mit der gespielten Figur total identifiziert und in ihr aufgeht. Das Spiel erfüllt nach Warwitz bereits alle wesentlichen Kriterien, die für das Flow-Erleben charakteristisch sind:

  • Das Kind fühlt sich den selbst gestellten Anforderungen gewachsen (Schwierigkeit der Aufgabe und Lösungskompetenz befinden sich im Gleichgewicht)
  • Es konzentriert die Aufmerksamkeit auf ein begrenztes, überschaubares Handlungsfeld (die Tätigkeit läuft im Nahbereich ab)
  • Auf die Aktivitäten erfolgen klare Rückmeldungen (der Handlungserfolg wird sofort erkennbar)
  • Handeln und Bewusstsein verschmelzen miteinander (eine Außenwelt existiert nicht)
  • Das Kind geht voll in seiner Tätigkeit auf (es überhört das Rufen der Mutter)
  • Das Zeitgefühl verändert sich (es lebt ganz im Hier und Jetzt)
  • Die Tätigkeit belohnt sich selbst (es bedarf keines Lobes von außen)“

 

 

Und das will Dr. Pero Mićić zu 70 % in seiner Firma!

Nun sind 70 % im Flow ein verdammt hohes Ziel, und gleichzeitig ein ausgesprochen faszinierendes.  Wenn ich mir ein Unternehmen vorstelle, das diesem Anspruch genügt, bekomme ich Lust dort zu arbeiten. Aber genauso gerne setze ich mich auch für Unternehmen ein, die sich gerne in diese Richtung entwickeln wollen. Denn alleine schon die Bereitschaft, in diese Richtung zu gehen, verändert etwas.

 

Nun gibt es genug Studien, die zeigen, dass die wenigsten Firmen auch nur annährend an diese Kultur heranreichen. Im Gegenteil: Im Durchschnitt aller Firmen weltweit findet sich folgendes Bild:

13 % positiv motiviert – 82 % Dienst nach Vorschrift – 15 % negativ motiviert

Wenn man nun unterstellt, und das tue ich, dass 99 % aller Menschen positiv motiviert eine neue Arbeitsstelle antreten, sich engagieren wollen, ihre Stärken einbringen wollen, wachsen wollen, dann sind diese Studien traurig. Man könnte auch sagen, die meisten Unternehmen haben ein gigantisches Verbesserungspotenzial.

 

Aber wie kommt man dahin? Wie verbessert man die Situation?

70 % im Flow nicht als Ziel sondern als Orientierung

Ich würde nicht gleich mit einem so ehrgeizigen Ziel anfangen. Nehmen Sie diese 70 % als Orientierung, nicht als messbares Ziel. Die Richtung ist damit klar. Und dann gehen Sie Schritt für Schritt in diese Richtung.

Monika Thoma, ein befreundeter Business-Coach, hat in ihrer 21-Tage-Challenge, das Bild der Babysteps geprägt. Babysteps sind kleine Schritte, aber wer ein Kind groß gezogen hat, weiß welche enorme Entwicklung ein Baby im ersten Jahr erlebt.

Babysteps helfen in winzig kleinen Schritten am Ball zu bleiben. Das ist besser als ein großer Schritt, den man nie angeht, weil er zu groß ist.

Machen Sie es so, wie es für Sie umsetzbar ist. Und prüfen Sie die kleinen Schritte, die in diese Richtung gehen. Oft sind es schon Kleinigkeiten, die einen großen Unterschied machen, wie z.B. den Menschen in die Augen zu schauen und sie dabei wahrzunehmen.

 

Das ist nur in Ausnahmeunternehmen möglich, oder?

Oft höre ich: Ja bei dem geht das, der hat andere Mitarbeiter. In meinem Unternehmen ist das nicht möglich. Das bedeutet aber nur, dass der Weg vielleicht etwas weiter ist.  Verhaltensänderung ist nicht leicht, aber möglich.

Haben Sie schon einmal versucht, sich das Rauchen abzugewöhnen, oder etwas anderes an Ihrem Verhalten zu verändern, was Ihnen nicht so gefällt? Wenn ja, dann wissen Sie wie schwer es ist, die Kultur in einem Unternehmen zu verändern. Es ist die Veränderung von Verhalten.

Und Veränderung von Verhalten geht nur über die Vorbildfunktion. Also prüfen Sie ihr eigenes Verhalten.

Vor kurzem habe ich einen schönen Spruch gelesen. Er ging in etwa so:

„Lehre deinen Mitarbeiter so viel, dass sie dich jederzeit verlassen können und behandle sie so, dass sie dich nicht verlassen wollen“ (Richard Branson)

 

Wie stelle ich sicher, dass Mitarbeiter im Flow arbeiten


Wenn wir die Beschreibung von Flow betrachten, dann wird klar: Die Aufgaben müssen den Stärken und Leidenschaften der Mitarbeiter entsprechen. Die Aufgaben müssen sowohl den Talente als auch der Motivation eines jeden einzelnen Mitarbeiters entsprechen.

Ja und wie machen wir das mit so vielen verschiedenen Menschen, mit ganz unterschiedlichen Stärken und ganz unterschiedlicher Motivation? Nun der erste Schritt ist, sie zu kennen. Wenn man sie kennt, könnte man auch auf Ideen kommen, wie sie genutzt werden können.

 

Aber wie lernen Sie etwas über die Stärken der Mitarbeiter? Zum einen kann man Tests machen, oder Spiele oder einfach Situationen schaffen, in denen nicht nur über die Firma, sondern auch über Privates gesprochen wird. Vielleicht erfahren Sie bei dieser Gelegenheit, dass ausgerechnet der schüchterne Mitarbeiter in der Buchhaltung eine Sprache spricht, die Du gerade brauchst. Vielleicht ist die Putzfrau eine hervorragende Köchin und kann das nächste Firmenfest bereichern. Oder der Typ an der Maschine, ist fit in Excel … Die Beispiele sind unendlich.

 

Seien Sie offen und neugierig und gehen auf Entdeckungsreise nach den Potenzialen Ihrer Mitarbeiter. Ich bin sicher, Sie werden staunen.

 

Wie kommen Sie selbst in Flow? Schreiben Sie mir Ihre Erfahrungen in dem Kommentarbereich unten!

 

 

 

Gerne finde ich mit Ihnen z.B. in einem Business-Kreativtag die nächsten Schritte für mehr Flow in Ihrem Unternehmen.